Der Monsterkönig .....

Erkrath
11.08.2012

..... und wie ich einer wurde. Als  2008 die Entscheidung anstand, welches Stück die Unterfeldmäuse aufführen wollten, auf „Prinz Mumpelfitz“ fiel, wurde zwecks Rollenverteilung eine Sprechprobe durchgeführt. Schließlich sollte jeder die Rolle bekommen für die er am besten geeignet war. Als ich im Textheft las, dass in dem Stück ein Monsterkönig vorkam, wusste ich sofort ..... DAS IST ES ! Diese Rolle wollte ich haben. Gruselig sein, gemein sein, mal so richtig auf den Putz hauen, so eine Rolle wollte ich schon immer mal spielen .....

Bei der Sprechprobe gab ich mein bestes, und ..... (lag es an meinem Aussehen?) ich bekam die Rolle, yeah ! Man kann sich auf der Theaterbühne schlecht an Fantasyfiguren wie „Alien“ orientieren. Eher an das Monster von „Die Schöne und das Biest“, „Mr. Hyde“ oder „Frankenstein“. Wir entschieden uns für das „Biest“.

Aber, ab wann wirkt man wie ein Monster? Wie bewegt sich ein Monster? Was muss ich tun, damit ich „rüberkomme“? Die Haltung ist sehr wichtig. Bauch rein, Brust raus. Selbstbewusstsein und Arroganz ausstrahlen ..... ein starkes Auftreten.

Die Stimme, natürlich laut, fest und autoritär wirkend, mit einem Hang zum Cholerischen. Man muss als Zuschauer die Gefährlichkeit und die Gewalt spüren die ausbrechen kann wenn das Monster die Fassung verlieren sollte. Das wollte ich zumindest andeuten. Dafür hatte ich mir einen Stock mit einem Raubvogelkopf gebastelt den ich als Waffe immer bei mir trug, und mit dem ich meine Untertanen bei Bedarf bedrohen konnte. Aber ..... da es sich bei dem Stück um eine Kinderstück handelte, würden natürlich hauptsächlich Kinder im Publikum sitzen. Ich musste also Maß halten mit dem Monster. Schließlich sollten sie zwar Respekt vor mir haben, aber sich nicht wirklich vor mir fürchten.

Das Kostüm und die Maske, auch ein sehr wichtiger Aspekt, mussten natürlich zum Gesamtbild passen.  Wir fanden, da in der Geschichte auch Gespenster vorkommen sollten, würden Kostüme aus dem Barock am besten passen. Einige unserer Mitglieder kümmerten sich um die Kostüme und die Maske, und zauberten aus allen Mitspielern die schönsten Grusel-Wesen die man sich vorstellen konnte. An den Händen hatte ich Handschuhe aus Latex mit  behaarten Fingern und überlangen Krallen, auf dem Kopf waren Ziegenhörner befestigt. Mit passender Musik und Nebelmaschine gruselten wir was das Zeug hielt.

Das Üben in die Verwandlung zum Monster blieb jedoch nicht ohne Folgen für mich. Auf dem Weg zur Arbeit frühmorgens übte ich den Gang eines Monsters ..... mein Blick veränderte sich. Meine Bewegungen ..... meine Essgewohnheiten ..... mein ganzes Erscheinungsbild. Erschrecken wurde zu meinem liebsten Zeitvertreib ..... bis ich nicht mehr anders konnte ..... kurz vor der Aufführung ging ich mitten in der Nacht nach draußen und versteckte mich in einem dunklen Hauseingang. Ich wollte wissen wie ich auf eine unvorbereitete Person wirkte. Um die Ecke kam eine junge hübsche Frau auf meinen Hauseingang zu. Genau die Richtige für meine Probenauftritt. Ich trat als sie nah genug war aus dem Hauseingang um sie zu erschrecken, und ..... da fing sie plötzlich an zu schreien. Sie schrie und schrie ..... wollte weglaufen, was sie sicherlich auch getan hätte wenn ich mich nicht auf sie geworfen hätte ..... denn was hätte ich sonst tun sollen? Sie hätte die ganze Straße alarmiert mit ihrem Geschrei.

Ich hielt ihr den Mund zu ..... “Aufhören bitte, bitte hör auf!“ ..... ich drückte weiter zu ..... es überkam mich ..... ich schlug meine Zähne in ihren Hals ..... sie wehrte sich anfangs noch, aber dann wurde sie still ..... ihr Blut ging stoßweise ..... es schmeckte nicht unangenehm, etwas süßlich ..... alles war so fest und warm ..... eigenartig, irgendwie ..... irgendwie besonders.

Das war die Rolle meines Lebens ..... ich spürte es ganz deutlich. Ich war nun das perfekte Monster. Wir bekamen viel Beifall, die Aufführung war ein voller Erfolg.

„Ich kam gut rüber!“

 

Meinhard Mack

Newsletter

Theaternetz Top 50 Theaterseiten